Mittwoch, 25. Januar – Dienstag, 31. Jan. 2023 Wirtschaft 13 Wie Zentralbanken Geld ruinierten Matterhorn Asset Management in Zürich aktuelle Blase verstecken kann. Diese Art von Zeit-Schinden ist eher wie ein Sünden-Verschieben. Nachdem eine Tech-Bubble schon in eine Immobilienblase gequetscht worden war und diese Immobilienblase wiederum in eine Staatsanleihenblase geschoben wurde, stellt sich nun die Frage: Wo können die Zentralbanker ihren jüngsten Franken- stein, ihren jüngsten Eisberg bzw. ihre aktuelle Blase jetzt noch verstecken? (Ich liebe Metaphern) Die Währungsblase: Zumindest für mich ist die Antwort recht eindeutig. Um den größten Staatsanleiheneisberg (-krise) der Geschichte noch irgendwie zu verstecken (oder zu «lösen»), muss er begraben werden unter großen Wellen aus mauskli- ckerzeugten Fiat-Währungen, die zunehmend jeglichen Wert verlieren. Kurz: Die US-Notenbank wird ihre aktuelle Kredit- blase hinter der letzten ihr verbleibenden Blase verstecken und damit einem historischen Muster treu bleiben, dem alle gescheiterten Finanzregime folgen. Sie schafft eine Währungs- krise (also entwertetes Geld), um eine Schuldenkrise zu lösen. Wer den letzten Satz (und hunderte Jahre Wirtschaftsgeschich- te) richtig gelesen hat, weiß natürlich auch, dass es überhaupt keine Lösung mehr gibt – nur noch unterschiedliche Krisenop- tionen: absaufende Anleihen oder absaufende Währungen. Die Wahl der Qual: Kreditkrise oder Währungskrise So wie die Offiziere am Steuerrad der Titanic die ersten waren, die wussten, dass ihr Schiff sinken würde, so sind sich die Zen- tralbanker von Washington bis Tokio heute ebenfalls im Klaren darüber, dass sie zu schnell fuhren in einem Meer voller Eisber- ge. Auf der Brücke ist man jetzt qualvoll bemüht, die «Ruhe» in der Stimme zu bewahren, während die Mannschaft über das Schiff hastet, um die unverfügbaren Rettungsboote zu zählen und verfrühte Panik unter den Passagieren zu verhindern. An Bord der Finanz-Titanic spaltet sich die Crew der Politsee- fahrer jetzt in zwei Lager. Immerhin äußert sich der menschli- che Überlebensinstinkt stets auf unterschiedliche Weise, selbst beim Schiffsbruch. Das eine Lager sind Falken. Das andere Lager sind Tauben. Doch in Wahrheit sind beide Lager dem Untergang geweiht. Quäkende Falken: Fürchtet Euch nicht, sagen die Falken zu den Passagieren (Investoren). Ja, zur Inflationsbekämpfung werden die Zinssätze erhöht, doch das, so heißt es ganz ruhig vom A-Deck, wird keine globale Kreditkrise hervorrufen und somit auch kein Abrutschen der Finanzmärkte und keine anste- ckende Rezession/ Depression. Das ist das Lager von Larry Summers, William Dudley, Jerome Powell und Leuten wie James Bullard von der St. Louis Fed. So denkt Bullard beispiels- weise, dass ein US-Leitzins (Fed Funds Rate) im Bereich von 5 bis 7 % lediglich zu einer «Verlangsamung des Wachstums» führen kann, keinesfalls aber zu einer Rezession. Da ist ja ein starkes Stück, das da aus derselben Behörde stammt, die eben noch meinte, die Inflation sei vorüberge- hend und eine Rezession keine Rezession! Auf Grundlage zurückliegender BIP-Statistiken und der zu- letzt invertierten Zinskurve (bei Anleihen mit Restlaufzeiten von 3 Monaten bzw. 10 Jahren) würde ich argumentieren, dass wir schon heute in einer Rezession stecken; doch warum ein gutes Rettungsboot-Narrativ mit Fakten torpedieren? Und jeder Fed-Kapitän weiß: Ist die Wahrheit schmerzhaft, lüge einfach! Wie es scheint, glauben die Falken aus irgendeinem Grund, dass sie die Leitzinsen (auf ganze 7 %) erhöhen können, um damit die falsch ausgewiesene Inflation (wohl ganze 16 %) auszulöschen, ohne im gleichen Zug auch den Kreditmarkt zu vernichten. Gleichzeitig braucht Powell aber eine Inflation, die an den Zinssätzen vorbeizieht! Denn nur so ergibt sich ein Realzins, der negativ genug ist, um die öffentliche Verschuldung der USA von 31 Bill. $ wegzuinflationieren. Wie Kapitän Smith auf der Titanic, gibt sich auch Powell die größte Mühe, ruhig zu bleiben, obgleich er das Endspiel kennt. Toter Markt oder Tote Währung? Kurz: Powell steckt im Inbegriff aller Dilemmata, Crux und selbstgeschaffenen Zwangslagen. Es bleiben ihm buchstäblich keine guten Optionen mehr. Sollte er im «Kampf gegen die Inflation» weiterhin die Zinssätze erhöhen, läuft er Gefahr, die globalen Kreditmärkte im kalten Wasser absaufen zu las- sen. Falls er die geldpolitische Richtung wechselt, lockert und zulässt, dass wieder mehr Liquidität (sprich QE) in die Anleihe- märkte fließt, so rettet er den Anleihemarkt, zerstört/ entwertet aber die Währung, was wiederum mehr (und nicht weniger) Inflation erzeugt. Eine quälende Entscheidung also: Toter Anleihemarkt oder lieber tote Währung? Die Entscheidung ist gefallen. Falls Sie die Spannung kaum noch aushalten, dann sage ich jetzt, dass die Antwort längst vor uns liegt. Wie oben angedeutet (und unten gezeigt) wurde, liegt die einzige und letzte Lösung für überschuldete Regime in der Währungsentwertung. Die Geschichte zeigt, Fall um Fall, dass es keine Ausnahmen von dieser traurigen Regel gibt. Trotz gegenteiliger Äußerungen wird sich Powell letztlich gezwungen sehen, die Währung zu opfern, um angeblich die Kreditmärkte zu retten – womit wieder eine Bubble (diesmal Kredit) in einer andere Bubble gequetscht wird (Währung). Denn nichts anderes machen die Zentralbanker seit Jahren: Eine Bubble wird in die nächste geschoben, solange, bis die finale dann platzt. Anders formuliert: Es gibt einfach nicht genügend Rettungsboote für Kapitän Powells Finanztitanic. Fakten zählen mehr als Worte: Wie ich das ganze letzte Jahr über schon argumentiert habe, kann es durchaus sein, dass Powell einerseits strenge Ansagen macht, andererseits aber bereits auf mehr Falschliquidität hinarbeitet, und somit auf mehr inflationäre Geldschöpfung. Falls Sie anderer Meinung sind, dann schauen sie selbst, die Indizien liegen längst vor unseren Augen – und ich meine damit nicht nur jene «Mäßi- gung bei der Erhöhung der Zinssätze». Fortsetzung Seite 18