4 Lesermeinungen & Polit-Forum Mittwoch, 2. Juli – Dienstag, 8. Juli 2025 Technologieoffener Energiemix: Kernkraft bleibt für Schweizer KMU zentral In Champéry diskutierten über 100 Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft an den «Journées romands des arts et métiers» des Schweize ri schen Gewerbeverbandes über die Energiezukunft der Schweiz. Eines wurde klar: Es braucht einen techno lo gie offenen Energiemix, in dem auch die Kern- energie eine zentrale Rolle spielt. Versorgungssicherheit, Klima ziele und die Wettbe werbs fähigkeit des Wirt schafts- standorts Schweiz sind nur erreichbar, wenn neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien auch bewährte CO2-arme Technologien wie die Kernkraft berücksichtigt werden. Im Rahmen der 58. Journées romandes des arts et métiers (JRAM), die am 26. und 27. Juni 2025 in Champéry stattfanden und über 100 Entscheidungsträger aus dem Gewerbe sowie Experten und Akteure des Energiesektors zusammenbrachte, diskutierten Referenten wie Yves Zumwald (CEO Swissgrid), Christophe Ballif (EPFL) sowie Maurice Bourquin, Honorarpro- fessor für Physik, über die Herausforderungen der Energiezu- kunft und die Rolle verschiedener Technologien. In einem Kontext, in dem sich die Schweiz, wie der Rest der Welt, bemüht, ihren CO2-Fussabdruck zu reduzieren, wurde in Champéry die entscheidende Bedeutung erneuerbarer Energi- en betont. Mit der Zunahme der Produktion erneuerbarer Ener- gien wird es immer wichtiger, die Infrastruktur zu modernisie- ren und anzupassen, um die Effizienz und Resilienz des Netzes zu optimieren. «Nur mit einer stabilen Stromversorgung sind KMU und Gewerbe weiterhin in der Lage, ihre Innovationskraft gezielt auszuspielen», sagte Urs Furrer, Direktor des Schweize- rischen Gewerbeverbandes, am Rande der Veranstaltung. Die Faktenlage ist eindeutig: Rund 30% des in der Schweiz produzierten Stroms stammen aus Kernkraftwerken (Stand 2024). Diese liefern zuverlässig CO2-armen Strom und stabili- sieren das Netz – gerade dann, wenn wetterabhängige Quellen wie Solar- und Windkraft nicht genügend einspeisen. Diese neuen erneuerbaren Energien decken bislang lediglich etwa 8% des Stromverbrauchs ab. Der grösste Anteil macht nach wie vor die Wasserkraft mit 57% aus, der Rest entfällt auf thermische Quellen wie Kehrrichtverbrennungs- und Wärmekraftkopp- lungsanlagen. Die Schweiz hat sich verpflichtet, bis 2050 kli- maneutral zu sein. Ohne grundlastfähige Technologien wie die Kernkraft ist dieses Ziel kaum erreichbar, da ansonsten in Man- gellagen Strom aus meist fossilen Quellen importiert werden müsste: Dies ist eine zentrale Erkenntnis aus den Diskussionen in Champéry. Strom fliesst nicht zuverlässig: «Wer meint, der Strom in der Schweiz fliesst zuverlässig, der irrt», sagte Yves Zumwald in seinem Impulsreferat. Rund zwei Drittel des Schweizer Über- tragungsnetzes seien zwischen 50 und 80 Jahre alt. Die Erneu- erung sei das eine. «Das Netz muss aber auch mit der Energie- wende Schritt halten.» Die dezentrale Produktion sei teuer. Hier sei der Handlungsbedarf dringend. Swissgrid investiert bis 2030 über 2 Milliarden Franken in die Netzinfrastruktur, um die Integration von erneuerbaren Energien zu ermöglichen und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Doch trotz dieser Massnahmen bleibt die Kernenergie ein unverzichtbarer Pfeiler eines stabilen und klimafreundlichen Stromsystems. Aus Sicht des Schweizerischen Gewerbeverbands ist klar: Es braucht dringend eine technologische Vielfalt. «Nur ein aus- gewogener Mix aus erneuerbaren Energien, Wasserkraft und Kernenergie kann eine sichere, bezahlbare und klimafreundli- che Stromversorgung langfristig sicherstellen», so Mitte-Stän- derat Fabio Regazzi, Präsident des Schweizerischen Gewerbe- verbandes. EU baut Zensur-Infrastruktur auf Die Schweiz spricht über neue Rahmenverträge mit der EU. Diese Verträge würden die Schweiz verpflichten, EU-Gesetze zu übernehmen. Deshalb möchte ich Ihnen von einem Gesetz erzählen, das Ursula von der Leyen den EU-Ländern aufge- zwungen hat und auch der Schweiz aufzuzwingen versucht. Was in der EU geschieht, ist nicht normal! Hier geht es nicht nur um ein paar schlechte Gesetze oder eine schlechte Regierung. Es geht darum, dass die EU zu einer Kontrollmaschine wird. Ein von oben nach unten gerichtetes, zentralisiertes System, das immer mehr wie altmodischer Tota- litarismus aussieht und immer weniger wie eine Demokratie. Glauben Sie, dass die EU in irgendeiner Form eine Demokratie ist? Sie ist es nicht. Ursula von der Leyen und ihre EU-Kommis- sare, die wir weder gewählt haben noch abwählen können, bestimmen die Politik. Das gewählte EU-Parlament ist so gut wie machtlos. Je mehr ich mich umschaue, desto mehr sehe ich, dass Sie und ich eine echte Krise durchleben. Eine, in der die Grundrechte, die wir für garantiert hielten, nun zur Verhandlungsmasse geworden sind. US-Vizepräsident JD Vance sagte es auf seiner ersten Euro- pareise ohne Umschweife: «Sie haben ein ernsthaftes Problem mit der Meinungsfreiheit.» Er hat recht, und das deutlichste Beispiel ist das EU-Gesetz über digitale Dienste (DSA). Brüssel verkaufte es als Schutz gegen «schädliche Inhalte» oder «Desinformation», aber in der Praxis erlaubt es ungewähl- ten Beamten zu entscheiden, was man in der EU im Internet sagen, sehen und teilen kann. Lassen Sie mich Ihnen erzählen, zu was für einem Irrsinn die- ses EU-Gesetz in den letzten Wochen geführt hat: Fünf Länder, Polen, Spanien, Tschechische Republik, Zypern und Portugal, setzten den DSA nicht so durch, wie es die Eurokraten wollten. Kurz gefasst: Sie zensierten das Internet nicht schnell genug. Was hat die Europäische Kommission also getan? Sie hat die fünf Länder vor Gericht gezerrt! Weil sie die vorgeschriebenen Zensursysteme nicht schnell genug aufgebaut haben!! Und es ist nicht so, dass diese Länder das Gesetz abgelehnt hätten. Sie haben es nur nicht mit der Geschwindigkeit umge- setzt, die Brüssel gefordert hat. Die Kommission ist wütend, dass diese Regierungen ihren DSA-»Koordinatoren» nicht genug Macht gegeben haben oder dass sie die Betreiber von Plattformen, wie Twitter und Face- book, nicht genug mit Strafen bedrohen. Im Grunde möchte Brüssel in jedem Land einen Zensurbe- auftragten haben. Einen Oberzensor, bewaffnet mit der Macht, auf Kommando digitale Plattformen zu bestrafen, Beiträge zu Fortsetzung S. 22